Bedarf an Lastenfahrrädern
Als Mitgliedskommune der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW) hatte sich Villingen-Schwenningen für den Aktionstag beworben. „Wir wurden schließlich als eine von 14 Gemeinden in Baden-Württemberg ausgewählt“, so Ansgar Kundinger, Mobilitätsmanager bei der Stadt Villingen-Schwenningen.
Zwölf Test-Lastenräder hatte die Cargobike-Roadshow aus Berlin dabei, und es bestand den ganzen Nachmittag die Möglichkeit, die Räder intensiv zu testen und kleine Runden auf dem Marktplatz zu drehen. Ausgestattet sind die Lastenfahrräder mit Aufbauten für die private Nutzung – beispielsweise für Kindertransport -, und sie fahren mit Pedelec-Antrieb höchstens 25 Kilometer in der Stunde. Der Trend beim Lastenrad geht klar zur Familienmobilität. Ein Lastenrad darf im Schnitt eine Zuladung von 100 kg haben, inklusive Benutzer Viele Leute wollen oftmals ihren Zweitwagen abschaffen. Auch habe eine europäische Studie herausgefunden. dass 51 Prozent der innerstädtischen Verkehre mit dem Lastenrad erledigt werden können.
Quellennachweis: 28.10.2021 Neckarquelle Südwestumschau
Lastenrad statt Autofahrt
Städte entlasten? Ja, sagt eine großangelegte Studie. Die Ergebnisse hat das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) jetzt veröffentlicht. Für einen großen Teil der Dienstfahrten werde kein Auto oder Lieferwagen benötigt, ist ein Ergebnis. Der Einsatz der E-Bikes mit Zulademöglichkeit sei auch in kleineren Kommunen sinnvoll. Die umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Lieferwagen macht keinen Lärm, bläst keine Abgase in die Luft und braucht auch nicht so viel Platz.
Für „Europas größte Studie“ zum Thema konnten deutschlandweit mehr als 750 Unternehmen und andere Organisationen drei Monate Lastenräder testen. Kostenlos gab es 23 Radmodelle, vom kleineren E-Lastenrad bis zum XXL-Rad mit 700 Liter Stauraum.
Per App wurden die Wege registriert, die Teilnehmer durch das DLR-Institut für Verkehrsforschung befragt. 307.000 Kilometer und 30.000 Wege kamen so insgesamt zusammen. Immerhin bei zwei Drittel der Fahrten ersetzte das Lastenrad tatsächlich ein Auto mit Verbrennungsmotor, kam heraus. Rund 400 Kilogramm C0, spart die Benutzung eines Lastenrads im Mittel jährlich ein, sagt Projektleiter Johannes Gruber.
Umweltschutz gibt Ausschlag
Die Hälfte der Teilnehmer gab nach dem Test an, einen Lastenrad-Kauf zu prüfen. Ein Drittel schaffte sich tatsächlich eins an. Vor allem der Umweltschutz gab Ausschlag. Auch Markdorf im Bodenseekreis, eine der Kommunen im DLR-Test, hat inzwischen ein E-Lastenrad im Fuhrpark. „Nach mehreren Monaten Testphase sind die Kollegen des Bauhofes vom Lastenrad begeistert“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Anfangs sei es gewöhnungsbedürftig gewesen. „Man hat das Gefühl, man sitzt wie beim allerersten Mal auf einem Fahrrad. Aber dann will man’s nie wieder hergeben“, so Riedmann. In der Stadt sei man viel wendiger, „auch die ständige Parkplatzsuche entfällt“. Das Lastenrad werde zum Leeren der städtischen Mülleimer genutzt und zum Aufsammeln von Müll auf den Straßen. „Das Rad hat großes Potenzial in dieser Art Transportmobilität“, sagt Bürgermeister Riedrnann.
Insgesamt sagten zwei Drittel der Beteiligten nach dem Test, dass Lastenräder für ihre dienstlichen Zwecke gut bis sehr gut geeignet seien. Positiv sei die Unabhängigkeit von Parkplätzen, die Wendigkeit, das Erreichen von Gebieten, die für Autos gesperrt sind, aber auch der Spaßfaktor oder das Plus fürs eigene Image. Eher hemmend dagegen: die eingeschränkte Nutzbarkeit bei Regen und bei mangelhaften Radwegen. Fast 80 Prozent sahen an ihrem getesteten Rad noch Verbesserungsbedarf, bei Transportbox oder Komfort zum Beispiel.
28.10.2021 Neckarquelle Südwestumschau
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Schon 2011 Lastenräder vom Land bezuschusst
Für gewerblich, gemeinnützig. gemeinschaftlich oder kommunal eingesetzte Lastenräder gibt es in Baden-Württemberg einen Zuschuss. Vor Kauf oder Leasing muss man dazu bei der L-Bank einen Antrag steilen, „Das Programm ist sehr erfolgreich“, sagt Tobias Schick. Sprecher des Verkehrsministeriums: Seit November 2017 wurden 2811 E-Lastenräder mit 2,07 Millionen Euro bezuschusst.
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Singen Roadschow 05. Mai 2021
Leihsystem macht’s möglich:
Lastenräder sollen beim Großeinkauf das Auto ersetzen
Susanne Gehrmann-Röhm berichtet
Die Stadt Singen bietet in Kooperation mit der Transportrad Initiative nachhaltiger Kommunen (Tink) Lastenräder zum Mieten an. Unter den 15 Lastenrädern ist auch eines, mit dem ein Rollstuhlfahrer oder schwere Lasten gefahren werden können. Und so funktioniert das System.
Los gehts: Testfahrer Tobias Bangert und Sohn Leonas holen ihr geliehenes Lastenrad beim Bike Service Lutz ab. Zuvor wurde er von Projektleiterin Anita Benassi eingewiesen. (Bild: Susanne Gehrmann-Röhm)
Dank einer Kooperation zwischen der Stadt Singen und der Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen (kurz: Tink) mit Sitz in Konstanz stehen in den nächsten fünf Monaten insgesamt 15 Lastenräder an fünf Standorten in der Kernstadt. Diese können mit Hilfe einer App. ausgeliehen werden. Wie das Ganze funktioniert, erfuhr der SÜDKURIER bereits vor dem offiziellen Start am 7. Mai. Einige Freiwillige konnten ein Rad schon Vorab ausprobieren.
So kommt man an das Lastenrad
Die Stationen für die Lastenräder sind am Frieclrich~Ebert-Platz beim Eiscafé, an der Hegaustraße / August-Ruf-Straße beim Cano, am Herz-Jesu-Platz beim Unverpackt-Laden, am Rathaus und bei der Hohentwiel-Gewerbeschule, Uhlandstraße 27. Die Kosten: Die erste halbe Stunde ist kostenlos, danach kostet das E-Transportrad 1,50 Euro pro halbe Stunde, das Muskelrad 1 Euro pro halbe Stunde. Der Tageshöchstpreis beträgt 18 Euro beziehungsweise 12 Euro. Mieten kann sie jeder ab 16 Jahren mit eigenem Bankkonto.
Die Registrierung erfolgt im Internet über www.tinknetzwerk.de/singen. Hilfe bei technischen Defekten bekommen die Nutzer unter der Telefonnummer (O 77 31) 796 50 80 oder E-Mail: info@bikesen/icelutz.de
Anita Benassi, Projektleiterin von Tink, und Techniker Milan Grimm machten die Räder fahrtauglich und wiesen die Freiwilligen ein, die ein paar Tage damit fahren, um zu testen, ob alles läuft. Tobias Bangert ist einer der ersten, die ein Elektro-Lastenrad mit der blauen Wanne ausprobieren können. Schon vor dem offiziellen Start am 7. Mai holt er das Rad beim Bike Service Lutz ab. „Wir werden es gleich zum Einkaufen benutzen“, sagt er. Sein fünfjähriger Sohn Leonas hat ebenfalls auf dem Kindersitz vorne Platz. Auch Isa Eisenhart holt sich eines der Elektro-Transporträder und ist sofort begeistert. Trotz des Regens fährt sie am Abholtag noch einige Runden.
Isa Eisenhart freut sich, dass sie den „Hegau Hopper“ für eine Woche testen kann. (Bild: Susanne Gehrmann-Röhm)
Was vor dem Losfahren zu tun ist: Zunächst einmal müssen sich alle Nutzer der Transport-Lastenräder einmalig unter www.tink-app.de kostenlos registrieren oder die App „12DRIVE+“ herunterladen, damit sie das Rad an den Stationen holen und wieder bringen können. Insgesamt stehen vier Elektro-Transporträder mit je zwei Kindersitzen, zehn Muskel-Transporträder (ohne elektrische Unterstützung) und je zwei Kindersitze sowie ein Inklusionsrad (mit Elektro-Unterstützung) zur Verfügung, das zur Rollstuhlbeförderung oder für ganz schwere Lasten geeignet ist.
Auch ein lnklusionsrad für den Transport eines Rollstuhlfahrers gehört zum Lastenrad-Projekt in Singen. Es steht dann beim Unverpackt-Laden am Herz-Jesu-Piatz. Projektleiterin Anita Benassi (links) und Praktikantin Hanna Matthiessen zeigen den „Rolls Royce“ vor seinem ersten Einsatz. (Bild: Susanne Gehrmann-Röhm)
Der sogenannte „Rollis Royce“ wird am Standort Herz-Jesu-Platz stehen und von den Mitarbeitern des Unverpackt-Ladens betreut. „Wir waren sehr glücklich, dass wir nun am Laden das Inklusionsrad stehen haben“, sagt Stefanie Hasenbrink vom Unverpackt-Laden. Auch Petra Jacobi vom Fachbereich Bauen, Abteilung Straßenbau, ist als Radverkehrsbeauftragte ganz glücklich, dass das Projekt nun in Singen startet. „Wir hatten im September 2019 mal eine Lastenrad-Roadshow am Rathausplatz. Dadurch kamen wir in Kontakt mit Tink“, so Jacobi. Eigentlich war auch eine größere Eröffnungsfeier geplant, die aber nun wegen Corona ausfällt. „Wir haben uns für das Transportrad-Mietsystem beworben und als eine der ersten Städte den Zuschlag bekommen“, so Petra Jacobi. Nur in Konstanz und Norderstedt lief die Aktion mit dem Wander-Mietsystem schon.