Soziales Mit dem Augenbus machte ein Expertenteam für Augenheilkunde in diesen Tagen in Dauchingen Station. Er ist ein Angebot für blinde und schwer sehbehinderte Menschen im Ländlichen Raum.
Der Augenbus, ein Projekt der Blinden- und Sehbehindertenstiftung Südbaden, dem Augennetz Südbaden sowie der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg und der Katholischen Hochschule Freiburg, hat am Dienstag in Dauchingen Station gemacht. Sieben schwer sehbehinderte Menschen haben das Angebot genutzt und haben sich untersuchen und beraten lassen. Der Bürgerverein und der Sozialverein Dauchingen hatten die Initiative ergriffen, damit der Bus in den Ort kommt.
Zur adäquaten augenärztlichen und sozialmedizinischen Versorgung von Blinden und schwer Sehbehinderten im Ländlichen Raum wurde eine mobile Sehbehindertenpraxis für eine wohnortnahe Versorgung eingerichtet: der Augenbus. Mit dem Kleinbus wird eine Grundausstattung an Sehhilfen und weiteren Hilfsmitteln sowie eine fahrbare augenärztliche Untersuchungseinrichtung zu den Patienten transportiert.
Das Angebot ist mehrschichtig und geht über die augenärztliche Untersuchung und Bewertung hinaus. Es gibt auch eine ausführliche Beratung über Sehhilfen und blindenspezifische Informationsfelder zur Bewältigung des Alltags wie zum Beispiel sprechende Uhren, Telefone mit großen Tasten, Farberkennungsgeräte und elektronische Vergrößerungs- und Vorlesesysteme. Darüber hinaus findet eine ausführliche Sozialberatung vor Ort statt. Das Angebot wendet sich an diejenigen, die an einer hochgradigen Sehbehinderung oder Erblindung leiden.
Die Untersuchungen in Dauchingen fanden im barrierefreien Farrenstall statt, nicht im Augenbus selbst. Der Bus sei keine rollende Praxis, erklärt Projektorganisatorin Beate Kecac. In ihm wird lediglich die Ausrüstung transportiert. Vor Ort in Dauchingen kümmerten sich Facharzt Dr. Moritz Daniel, Krankenschwester Claudia Baer sowie Sehhilfen-Beraterin Heike Schmidt um die Patienten. Sieben Hilfesuchende seien ein guter Zuspruch, schließlich benötige man für jeden Patienten gut eine Stunde, so die Bilanz.
„Neben dem erschwerten Zugang zur augenärztlichen Versorgung fehlt häufig auch eine Sozialberatung, in der die Betroffenen über verfügbare Hilfen und Hilfsmittel informiert werden“, sagt Mischa Knebel, Geschäftsführer der Blinden und Sehbehindertenstiftung Südbaden. So entstand die Idee: Wenn es der Patient nicht zum Arzt oder zur Sozialberatung schafft, müssen Arzt und Berater zum Patienten kommen.
Initiiert wurde das auf drei Jahre angelegte augenmedizinische Modellprojekt gemeinsam von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg, der Blinden- und Sehbehindertenstiftung Südbaden, dem Augennetz Südbaden, dem Blindenheim Freiburg und der Katholischen Hochschule Freiburg, die das Projekt fachgerecht bewertet.
Das dreijährige Projekt mit Gesamtkosten von rund 420 000 Euro wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit rund 200 000 Euro bezuschusst. „Ich begrüße es, dass aus dieser vorbildlichen Kooperation ein ausgesprochen innovatives Vorzeigeprojekt zur Verbesserung der wohnortnahen augen- und sozialmedizinischen Versorgung in der Fläche hervorgegangen ist, das wir gerne mit Landesmitteln unterstützen“, ließ Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum, wissen. Auch der Leiter des Augenbus-Projekts, Prof. Dr. med. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Augenklinik des Universitätsklinikums Freiburg, zeigt sich überzeugt, dass die rollende Augenarztpraxis dazu beitragen werde, Menschen, die durch Verlust ihres Augenlichts oder starke Sehbehinderung eingeschränkt sind, optimal sozial und medizinisch zu versorgen.
Für Hauk ist die politische Dimension des Projektes wichtig, denn die Sicherung einer flächendeckenden und hochwertigen medizinischen Versorgung werde eine zentrale Rolle spielen, „um den Ländlichen Raum in Baden-Württemberg auch künftig stark und lebenswert zu halten“. Ziel müsse es sein, dass Menschen die Möglichkeit haben, möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung selbstbestimmt leben zu können. Innovative Ansätze wie der Augenbus könnten hier beispielgebend sein.
Am Dienstag, 25. September, ist der Augenbus wieder in der Region. An diesem Tag macht er in Tuningen Station. Am Dienstag, 18. Dezember, ist der Augenbus in Spaichingen.?ser