Gesundheit „Sie ist etwas durch den Wind“ oder „Er ist schon etwas verkalkt“, sagte man noch in den 50er und 60er Jahren, wenn Angehörige demenzielle Ausfallerscheinungen hatten, die Krankheit war noch wenig erforscht.

Bad Dürrheim. Je älter die Menschen werden, desto präsenter ist die Krankheit, bei der die Verstandeskraft nachlässt. Zu einer Theateraufführung über Demenz hatte deshalb der Nachbarschaftshilfeverein „Hilfe mit Herz und Hand“ in die Festhalle Sunthausen eingeladen. Es gab ein Theaterstück der besonderen Art.

Die Schauspieler Uwe Spille und Britta Dumke-Martin führten ein Stück auf, die die Zuschauer so schnell nicht vergessen werden, obwohl das große Vergessen hier thematisiert wurde. Das kabarettistische Schauspiel ist eine Initiative des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis. In dem Werk „Dementieren zwecklos“ der beiden Schauspieler geht es um das sympathische Rentnerpaar Heinz und Irene. Seit Jahrzehnten führen die beiden eine glückliche Ehe, bis eines Tages Irene nach Hause kommt und Heinz von ihrer Krankheit berichtet.

Irene hat Demenz und versteht die Welt nicht mehr, warum ausgerechnet sie die Krankheit erwischt hat. Von Szene zu Szene verschlimmern sich die Symptome bei Irene, bis sie nicht mehr ihren eigenen Mann erkennt. Doch Heinz gibt alles dafür, um seiner Gattin das Leben so schön wie möglich zu gestalten. Der Villinger Uwe Spille, der das Stück geschrieben hat, und seine Kollegin Britta Dumke-Martin, fungierten an dem Abend nicht nur als Schauspieler, sondern auch zu Moderatoren und Sänger.

Nach jeder Szene verwandelten sich Spille und Dumke-Martin zu ihrer Moderationsfunktion zurück und erklärten hin und wieder einige Fakten über die tückische Krankheit. Dabei wurde geschichtliches nicht ausgelassen. Der deutsche Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer untersuchte 1901 eine Patientin namens Auguste Deter. Deter wurde von ihrem Ehemann in die Anstalt gebracht, da sie sich innerhalb eines Jahres stark verändert hatte. Sie wurde eifersüchtig, konnte einfache Aufgaben im Haushalt nicht mehr bewältigen und fühlte sich verfolgt. Fünf Jahre später starb Auguste Deter mit gerade mal 51 Jahren. „Ab dem 65. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken“, so Spille. Außerdem erzählte das Schauspiel-Duo, dass die Menschen früher in mehreren Generationen lebten und nicht auf sich alleine gestellt waren. So konnten sie sich immer abwechseln, was die Pflege eines Familienmitgliedes betraf. Aus diesem Grund wurde auch in Bad Dürrheim der Nachbarschaftsverein „Hilfe mit Herz und Hand e.V.“ gegründet, der am 8. Februar 2019 seinen ersten Geburtstag feiert.

Die Rentner Heinz Messmer und Erwin Nopper organisieren nicht nur zahlreiche Veranstaltungen, sondern haben auch die Leitfunktion dieses Vereins. „Unsere Kinder sind weggezogen und wir benötigten Hilfe. Ich hatte einen Schlaganfall gehabt und deswegen gründeten wir den Verein“, so Messmer.

Angefangen hat es mit 35 Mitgliedern und mittlerweile sind es 160 geworden. Heinz Messmer war in der Metallindustrie selbstständig und im Vorstand des Rottweiler Reitvereins. Der aktive 76-Jährige geht mit Herz an die Sache ran und sagt, er sei sehr zufrieden mit der Entwicklung des Vereins.? vin